Bisherige Ergebnisse der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie

04.12.2023

Corona Immunitas Zürich

Längerfristiger Verlauf der Immunantwort

Wir haben die Immunantwort in der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie (ZSAC) und der Zürcher Coronavirus Impfstudie (ZVAC) im längerfristigen Verlauf untersucht. Abbildung 1 zeigt, dass die Antikörper-Testwerte seit Beginn kontinuierlich anstiegen, sowohl bei Personen, die sich beim Studienbeginn mit dem Coronavirus infiziert haben, wie auch bei Personen, die sich beim Studienbeginn haben impfen lassen. Im Verlauf nach ca. 18 Monaten nach Infektion oder Impfung glichen sich die Testwerte zwischen den beiden Gruppen an und blieben in einem hohen Bereich stabil. Dieser Trend reflektiert die Impfungen und/oder Infektionen (insbesondere mit der Omikron-Variante) im Verlauf der Studie.

Abbildung 1: Antikörper-Testwerte bei Studienteilnehmenden aus der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie (ZSAC, Personen mit Infektion zu Beginn) und aus der Zürcher Coronavirus Impfstudie (ZVAC, Personen mit Impfung zu Beginn). Im Zeitverlauf zeigten sich stabile und hohe Antikörper-Testwerte ab ca. 18 Monate nach Studienbeginn.

Auch der Anteil von Studienteilnehmenden mit Antikörpern stieg im längerfristigen Zeitverlauf kontinuierlich an. Abbildung 2 zeigt den Anteil an Personen in den beiden Studien, die positiv auf anti-S IgG Antikörper und anti-N IgG Antikörper getestet wurden. Anti-S IgG können sowohl nach einer Infektion wie auch nach einer Impfung nachgewiesen werden. Anti-N IgG werden nur nach einer Infektion nachgewiesen.

Es zeigt sich, dass seit Mitte 2021 bei fast allen Studienteilnehmenden anti-S IgG Antikörper nachgewiesen wurden. Die Antikörper blieben bei fast allen Teilnehmenden auch längerfristig bis zum Herbst 2023 nachweisbar. Bei den anti-N IgG zeigt sich ein langsamerer Anstieg in beiden Studien. Nach der ursprünglichen Infektion bei den Studienteilnehmenden aus der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie gab es einen leichten Abfall der anti-N IgG Testwerte, was dem erwarteten Verlauf entspricht. Mit der Omikron-Variante zeigte sich dann aber ein deutlicher Anstieg, insbesondere während der Infektionswellen im Winter 2021/2022 und Herbst 2022 sowie aktuell wieder im Herbst 2023. Die anti-N IgG Testwerte sind bei den Teilnehmenden der Zürcher Coronavirus Impfstudie etwas niedriger, auch dank dem Schutz der Impfung.

Abbildung 2: Anteil von Studienteilnehmenden mit positivem Antikörpertest im Zeitverlauf in der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie (ZSAC, Personen mit Infektion zu Beginn) und in der Zürcher Coronavirus Impfstudie (ZVAC, Personen mit Impfung zu Beginn). Im Verlauf von 2021 wurden bei fast allen Studienteilnehmenden Antikörper im Blut nachgewiesen (obere Abbildung; Anti-S IgG werden nach Impfung oder nach Infektion nachgewiesen). Gleichzeitig sieht man, dass sich im Verlauf mehr und mehr Studienteilnehmende mindestens einmal mit dem Coronavirus infiziert haben, insbesondere während der Omikron-Wellen im Winter 2021/2022, im Herbst 2022, sowie aktuell wieder im Herbst 2023 (untere Abbildung; Anti-N IgG werden nur nach Infektion nachgewiesen).

Die Resultate bedeuten, dass die meisten Studienteilnehmenden eine solide Immunantwort entwickelt haben. Es ist nach aktuellem Wissensstand davon auszugehen, dass dadurch im Falle einer neuen Coronavirus-Infektion auch ein guter Schutz vor einer schweren Erkrankung besteht.

 

Nächste Schritte

Aufgrund von wiederholten Impfungen, Infektionen und neuen Coronavirus-Varianten werden unsere Analysen immer komplexer. Das bedeutet, dass unsere Forschung auch etwas mehr Zeit beansprucht, bis jeweils wieder neue Resultate vorliegen. Wir streben aber stets an, alle Ergebnisse so bald wie möglich mit Ihnen zu teilen.

In der Zürcher Coronavirus Impfstudie gehen wir ebenfalls wichtigen Fragen nach. Hier finden Sie die bisherigen Ergebnisse der Studie.

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04.07.2023

Neue Daten zu Long Covid

Längerfristiger Verlauf von Long Covid über 2 Jahre

Wir untersuchen, wie sich die Symptome und die gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Long Covid (Post-COVID-19-Erkrankung) im längerfristigen Verlauf entwickeln. Im letzten Beitrag haben wir die Resultate zu Long Covid nach 6 und nach 12 Monaten nach der Coronavirus-Infektion gezeigt. Inzwischen konnten wir die Daten bis zu zwei Jahre analysieren.

Der Anteil der Personen, die noch nicht zurück zur normalen Gesundheit waren, war 23% nach 6 Monaten und 19% nach 12 Monaten (kleine Veränderung gegenüber vorherigen Resultaten vom Oktober 2022 aufgrund aktuellerer Daten). Über ein Jahr hinaus zeigte sich, dass dieser Anteil sich nur noch wenig veränderte. Nach 18 Monaten gaben noch 19% der Teilnehmenden an, sich noch nicht ganz erholt zu haben. Nach 24 Monaten waren es noch 17%. Auch der Schweregrad der Beeinträchtigung im täglichen Leben nahm im Laufe der Zeit ab. Nach 18-24 Monaten gaben noch 2% der Teilnehmenden an, an schweren Beeinträchtigungen des Gesundheitszustandes zu leiden.

Abb. 1: Anzahl Personen mit Long Covid bis zu 2 Jahre nach Infektion (basierend auf Ballouz et al., BMJ 2023, https://doi.org/10.1136/bmj-2022-074425).

Dazu haben wir auch evaluiert, wie sich die Long Covid Symptome im längerfristigen Verlauf entwickelt haben. Die meisten Teilnehmenden hatten keine Symptome oder erlebten eine Verbesserung der Symptome zwischen 6 und 24 Monaten nach der Coronavirus-Infektion. Ein geringerer Anteil hatte einen wechselhaften Verlauf und wenige erlebten sogar eine Verschlechterung. Teilnehmende mit einer Verschlechterung waren tendenziell älter oder hatten medizinische Vorerkrankungen.

Abb. 2: Verläufe der Einschränkungen über 2 Jahre nach Infektion (adaptiert von Ballouz et al., BMJ 2023, https://doi.org/10.1136/bmj-2022-074425).

Auch 24 Monate nach der Infektion ist Long Covid noch ein wichtiges Thema und betrifft einen relevanten Anteil der Personen, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Viele haben sich mit der Zeit zumindest teilweise erholt, aber ein Teil der Betroffenen bleibt längerfristig eingeschränkt, insbesondere wenn die Symptome mehr als ein Jahr bestehen. Das zeigt, dass weiterhin dringend Studien benötigt werden, um den Betroffenen wirksame Therapien anbieten zu können. Da wir nun den längerfristigen Verlauf von Long Covid besser abschätzen können, bietet unsere Studie eine wichtige Grundlage für solche Studien.

Wir konnten diese Ergebnisse in der Fachzeitschrift The British Medical Journal veröffentlichen. Die Studie hat bei Veröffentlichung sehr viel Aufmerksamkeit in den Medien, auf Twitter sowie in Fachkreisen erhalten. Sie können die wissenschaftlich verfasste Studie hier lesen.

 

Arbeitsfähigkeit bei Long Covid

Bisher gab es kaum bevölkerungsbasierte Studien, welche den Einfluss von Long Covid auf die Arbeitsfähigkeit untersucht haben. Wir gingen dieser Frage nun auch in unserer Studie nach. Wir haben unsere Teilnehmenden gefragt, wie sie ihre aktuelle Arbeitsfähigkeit auf einer Skala von 1-10 einschätzen. Dazu haben wir erfragt, wie sie ihre Arbeitsfähigkeit in Bezug auf die körperlichen und mentalen Anforderungen sowie in Bezug auf die Zukunft in zwei Jahren einschätzen.

Dabei hat sich gezeigt, dass Personen, welche aufgrund von Long Covid an milder, mittelgradiger oder schwergradigen Beeinträchtigungen ihres Gesundheitszustandes leiden, auch ihre Arbeitsfähigkeit wesentlich tiefer bzw. schlechter einschätzten. Je schwerer die Beeinträchtigung, desto schlechter bewerteten die Teilnehmenden ihre Arbeitsfähigkeit. Unter Personen mit Long Covid hatten 5.8% eine Veränderung im Arbeitsleben und 1.6% mussten ihre Arbeitstätigkeit komplett aufgeben.

Abb. 3: Arbeitsfähigkeit ohne Long Covid (recovered) und mit milden (mild), mittelgradigen (moderate) und schwergradigen Einschränkungen (severe health impairment) aufgrund von COVID-19. Die Grafiken e & f zeigen die aktuelle Arbeitsfähigkeit (current work ability; Skala 1-10) und die Arbeitsfähigkeit in Bezug auf die körperlichen Anforderungen (physical demands). (Kerksieck et al., The Lancet Regional Health - Europe, https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2023.100671).

Die Ergebnisse bedeuten, dass Long Covid auch auf den Arbeitsmarkt einen wichtigen Einfluss hat. Schon geringe Verschlechterungen in der Arbeitsfähigkeit können sich in geringerer Produktivität und vermehrten Absenzen niederschlagen. Es braucht daher auch Interventionen, um Betroffene mit Long Covid möglichst dabei zu unterstützen, weiterhin im Arbeitsleben zu bleiben und ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden bereits in der Fachzeitschrift The Lancet Regional Health - Europe veröffentlicht. Sie können die wissenschaftlich verfasste Studie hier lesen.

 

Neue wissenschaftliche Publikationen

Des Weiteren konnten wir unsere Studie zu Long Covid nach der Coronavirus Impfung und nach Omikron-Infektion (siehe weiter unten) ebenfalls in der wissenschaftlichen Zeitschrift PLOS One veröffentlichen. Sie finden die Studie hier.

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12.10.2022

Längerfristiger Verlauf von Long Covid und Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung

Eine wichtige Frage in Bezug auf Long Covid (auch COVID-19 Langzeitfolgen oder Post COVID-19 Erkrankung) ist, wie sich die Symptome im längerfristigen Verlauf entwickeln. In unserer Studie sind wir dieser Frage nachgegangen. Da gewisse gesundheitliche Beschwerden auch allgemein (also nicht wegen COVID-19) in der Bevölkerung auftreten können, haben wir zudem versucht zu ermitteln, bei wie vielen Personen die geschilderten Symptome der Coronavirus-Infektion zugeschrieben werden können.

Etwa 1 von 4 Personen in unserer Studie gab nach 6 Monaten an, dass ihr Gesundheitszustand noch nicht ganz normalisiert hat. Nach 12 Monaten berichteten noch ca. 16% von einem reduzierten gesundheitlichen Wohlbefinden. Die Beeinträchtigung im Alltag nahm über die Zeit insgesamt ab, aber einige Teilnehmende leiden auch nach 18 Monaten weiterhin an starken Einschränkungen.

Abb. 1: Anzahl Teilnehmende, deren Gesundheitszustand sich nach 6 bzw. 12 Monaten noch nicht ganz normalisiert hat.

Wenn wir unsere Teilnehmenden nach spezifischen Long Covid-Symptomen befragten, waren im Schnitt ca. 17% der Symptome nach 6 Monaten auf die COVID-19-Infektion zurückzuführen. Leistungseinschränkungen, Müdigkeit, reduzierte Konzentration und Gedächtnisleistung sowie Geruchs- und Geschmacksstörungen waren bei Coronavirus-infizierten Personen deutlich häufiger als bei Personen aus der Allgemeinbevölkerung, welche sich nie mit dem Coronavirus infiziert hatten. Andere Symptome (wie z.B. Husten, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden) wurden zwar häufig geschildert, waren aber nicht häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.

Diese Ergebnisse bedeuten, dass Long Covid auch weiterhin ein wichtiges Thema bleiben wird. Während sich viele mit der Zeit zumindest teilweise erholen, bleibt doch ein Teil der Betroffenen längerfristig eingeschränkt. Es braucht also neue Studien zu möglichen Therapien, welche diesen Personen helfen können. Unsere Resultate bilden eine wichtige Grundlage für solche Studien.

Wir haben die Studie als Preprint publiziert. Die Studie wird also noch von unabhängigen Fachkollegen im sogenannten "Peer Review"-Prozess überprüft, bevor sie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht werden kann. Mehr zu diesen Abläufen finden Sie in diesem Video Die wissenschaftlich verfasste Studie können Sie hier lesen.

 

Long Covid nach Impfung und Infektion mit der Delta- und Omikron-Variante

Eine weitere wichtige Frage ist, ob Long Covid nach der Impfung und nach Infektionen mit der Delta- und Omikron-Variante weiterhin auftreten kann. Wir haben dazu Daten der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie und von Corona Immunitas ausgewertet.

Unsere Auswertung zeigt, dass das Risiko für Langzeitfolgen nach 6 Monaten bei Infektionen, welche nach einer Impfung und durch die Omikron-Variante auftreten, deutlich geringer ist. Sowohl milde als auch mittelschwere und schwere Verläufe von Long Covid treten etwa halb so häufig auf. Dennoch: Langzeitfolgen können weiterhin auftreten, und selbst schwere Verläufe sind möglich.

Abb. 2: Risiko für Long Covid 6 Monate nach Infektion mit der Delta- und Omikron-Variante und nach Impfung.

Die Ergebnisse bedeuten, dass es weiterhin wichtig ist, sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. Dabei können sowohl allgemeine Massnahmen (z.B. Masken, Abstand) als auch Auffrischimpfungen (Booster) eingesetzt werden.

Auch diese Studie haben wir als Preprint publiziert. Sie können die wissenschaftlich verfasste Studie hier lesen.

 

Neue wissenschaftliche Publikationen

Wir konnten mehrere Studien in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichen:

  • Die Ergebnisse zur detaillierten Immunantwort nach der Infektion über 6 Monate konnten wir im Journal Nature Communications Wir zeigen darin, dass die Immunantwort zwischen Personen sehr unterschiedlich ausfallen kann und, dass T-Zellen vermutlich einen wesentlichen Teil zur Immunität beitragen.
  • Die zweite Studie zur SwissCovid App haben wir im Journal JMIR Public Health & Surveillance veröffentlicht. Wir zeigen darin, dass die SwissCovid App im Prinzip funktioniert und einen wichtigen Beitrag leisten kann, sofern die Prozesse effizient gestaltet sind.
  • Die Ergebnisse zu den Erfahrungen unserer Teilnehmenden während der Isolation und wie sich die Isolation auf die mentale Gesundheit ausgewirkt hat, wurde im Journal PLOS One veröffentlicht.

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20.12.2021

Immunantwort über 6 Monate und neue Daten zur SwissCovid App

Immunantwort über 6 Monate

Wir konnten inzwischen die Immunantwort nach der Coronavirus-Infektion untersuchen. In unserer Studie haben wir die Antikörper-Antworten von 431 Studienteilnehmenden im Verlauf über die ersten 6 Monate nach Infektion analysiert. Zudem haben wir bei einer kleineren Gruppe von 64 Personen auch die Immunantwort der T-Zellen, welche in der Abwehr ebenfalls eine Rolle spielen, im Detail untersucht. In unserer Studie haben wir gesehen, dass die Mehrheit der Teilnehmenden eine Antikörper-Antwort entwickelt hat. Allerdings waren bei 15% keine Antikörper nachweisbar. Bei den Personen, bei welchen Antikörper nachweisbar waren, nahmen diese nur langsam ab und konnten nach 6 Monaten meist weiterhin nachgewiesen werden. Wir haben auch herausgefunden, dass die Immunantwort - insbesondere die Antwort der T-Zellen - von Person zu Person sehr unterschiedlich ist. Bei manchen Personen, welche keine Antikörper hatten, waren dafür T-Zellen im Blut nachweisbar. Diese Personen hatten oft auch eine mildere Erkrankung. Das spricht dafür, dass auch die T-Zellen eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielen. Insgesamt fanden wir in der Studie fünf verschiedene Gruppen, welche unterschiedliche Immunantworten und Charakteristika aufweisten. Personen mit schwerer COVID-19 Erkrankung, ältere Personen, Männer und Nichtraucher zeigten typischerweise eine stärkere Antikörperantwort nach der Coronavirus-Infektion. Insgesamt scheint es grosse Unterschiede zu geben, wie das Immunsystem gegen die Infektion reagiert. Weitere Untersuchungen sind nötig, um das komplizierte Zusammenspiel des Immunsystems noch besser zu verstehen. Wir werden in unserer Studie weiterhin wichtige Daten zur Immunantwort sammeln und in den nächsten Analysen auch die Wirkung der Impfung bei Genesenen genauer untersuchen.

Abb.1: Die Abbildung zeigt den Anteil der Studienteilnehmenden, bei welchen zu den verschiedenen Zeitpunkten Antikörper gegen das Coronavirus nachgewiesen werden konnten (positives Testresultat für S-IgA oder S-IgG Antikörper). Der Anteil der positiv getesten blieb über 6 Monate nach der Infektion stabil.

Abb.2: Die Abbildung zeigt die Höhe und den Verlauf der Antikörper-Spiegel über die ersten sechs Monate nach der Infektion mit dem Coronavirus. Jeder Punkt entspricht einem Messwert und jede Linie verbindet die verschiedenen Messungen derselben Person. Die gepunktete Linie stellt den Schwellenwert dar, über dem ein Antikörpertest als positiv gewertet wird. Die Antikörper-Spiegel nahmen über die Zeit nur langsam ab.

Wir haben die Studie als Preprint publiziert. Die Studie wird also noch von unabhängigen Fachkollegen im sogenannten "Peer Review"-Prozess überprüft, bevor sie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht werden kann. Mehr zu diesen Abläufen finden Sie hier. Die wissenschaftlich verfasste Studie können Sie hier lesen.

 

Neue Daten zur SwissCovid App

Wir untersuchten Daten von Paaren von infizierten Personen und deren nahen Kontaktpersonen, welche beide die SwissCovid App benutzten. Dies ermöglichte uns, die Abfolge der Geschehnisse im Detail zu untersuchen. Wir haben in unserer Analyse gesehen, dass die SwissCovid App tatsächlich dabei half, Kontaktpersonen welche sich eventuell angesteckt haben, schneller als das Contact Tracing zu warnen und dazu zu bewegen, sich auf das Coronavirus testen zu lassen oder in Quarantäne zu gehen. Die SwissCovid App kann also dazu beitragen, die Pandemie besser und rascher einzudämmen. Allerdings fanden wir auch, dass 40% der Kontaktpersonen keine Warnung der App erhalten haben, obwohl die entsprechende infizierte Person die App benutzt und die Warnung aktiviert hatte. Dies kann verschiedene Gründe haben: zum Beispiel ist es möglich, dass die Smartphones nicht nah genug bei einander waren oder dass die Kontaktperson zum Zeitpunkt des Kontakts die App ausgeschaltet oder noch nicht installiert hatte. Zudem können andere technische Probleme aufgetreten sein. Unsere Studie hat zudem gezeigt, dass das Ausstellen der CovidCodes zu Beginn eher kompliziert war und viel Zeit benötigte. Daher kann man davon ausgehen, dass die App zu dem Zeitpunkt nicht ihr volles Potential ausschöpfte. Diese Prozesse wurden in der Zwischenzeit verbessert und sind heute viel effizienter. Unsere Resultate machen deutlich, dass es wichtig ist, dass die App nicht nur von möglichst vielen benutzt wird, sondern dass sich Personen, welche eine Warnung erhalten, auch an die empfohlenen Schritte (Testen und Quarantäne) halten. Es gilt also, dies möglichst gut zu kommunizieren und die Bevölkerung bei den empfohlenen Schritten zu unterstützen.

Auch diese Resultate haben wir in Form eines Preprints veröffentlicht. Die Ergebnisse werden ebenfalls noch von Fachpersonen überprüft, bevor sie in einer Fachzeitschrift publiziert werden. Sie können die Studie hier lesen.

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29.07.2021

Belastung während der Isolation oder Quarantäne

Die Isolation von Coronavirus-Fällen und die Quarantäne von deren engen Kontaktpersonen sind wichtige Massnahmen für die Eindämmung des Coronavirus. In unserer Studie haben wir die Studienteilnehmenden dazu befragt, wie sie die Isolation bzw. die Quarantäne erlebt haben. Wir berichten hier darüber, wie sich die Isolation und Quarantäne auf Depressions-, Angst- und Stress-Symptome der Teilnehmenden ausgewirkt haben.

Isolation von Coronavirus-Fällen

Die Isolation bedeutete für viele Teilnehmende eine starke emotionale und psychische Belastung. Dies zeigte sich in den relevant ansteigenden Depressions-, Angst- und Stress-Symptomen zwei Wochen nach der Ansteckung, welche nach einem Monat, also nach Ende der Isolation, wieder absanken (siehe Grafik 1). Manche Teilnehmende verglichen die Isolation in den Kommentaren gar als Einzelhaft oder Gefängnis.

Es war uns zudem wichtig, herauszufinden, welche Menschen besonders unter der Isolation leiden, um diesen in Zukunft auch gezielt helfen zu können. Dabei fanden wir, dass Teilnehmende, welche bereits vor der Infektion unter Depressions-, Angst-, oder Stress-Symptomen litten, diese verstärkt erlebten. Jüngere Personen berichteten etwas häufiger von solchen Symptomen als ältere Altersklassen (siehe Grafik 1). Personen mit schwerem oder sehr schwerem COVID-19 litten ebenfalls häufiger unter Belastungssymptomen. Teilnehmende, welche kleine Kinder betreuen, gerieten in der Isolation bezüglich der Einhaltung der Massnahmen an ihre Grenzen. Wir hoffen, mit diesen Informationen die Gesundheitsbehörden bei der Planung weiterer Massnahmen zu unterstützen.

Grafik 1: Psychische Belastung vor der Ansteckung mit dem Coronavirus, während der Isolation und danach. Studienteilnehmende hatten zur Zeit der Infektion weniger oft Symptome von Depression, Angst oder Stress als zum Ende der Isolation (nach 2 Wochen). Die Symptome nahmen nach Ende der Isolation wieder ab (1 Monat nach Infektion). Jüngere Personen und Personen mit schweren oder sehr schweren COVID-19 Symptomen waren stärker betroffen.

 

Quarantäne von engen Kontaktpersonen

Die Quarantäne hilft: In unserer Studie fanden wir heraus, dass bei 10% der Kontaktpersonen während der Quarantäne das Virus nachgewiesen wurde. Eine wichtige Voraussetzung ist natürlich, dass die Quarantäne richtig durchgeführt wird. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden gab an, motiviert bis extrem motiviert zu sein, sich an die Quarantänemassnahmen zu halten. Die Quarantäne kann aber auch sehr belastend sein. Rund 15% der Teilnehmenden hatten eine relevante Zunahme von Depressions-, Angst- oder Stress-Symptomen. Die Anzahl der Teilnehmer mit depressiver Verstimmung hat sich während der Quarantäne verdoppelt von 9.4% auf 18.8% (siehe Grafik 2). Angst- und Stress-Symptome nahmen ebenfalls zu, wenn auch in geringerem Masse. Daten darüber, wie sich die Symptome nach der Quarantäne weiterentwickelten, haben wir in unserer Studie leider nicht erhoben.

Grafik 2: Psychische Belastung vor Quarantäne und während der Quarantäne. Im Vergleich zu vor der Quarantäne beschrieben Studienteilnehmende zum Ende der Quarantäne eine Zunahme von Depressions-, Angst- und Stress-Symptomen.

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24.02.2021

Funktioniert die SwissCovid App?

In unserer Studie benutzen 62% der Personen mit durchgemachter Infektion und 66% derer nahen Kontaktpersonen die SwissCovid App. Mit den Daten unserer Studie konnten wir zeigen, dass diejenigen, die nicht mit der infizierten Person zusammenleben und die App benutzen, etwa einen Tag früher in die Quarantäne gingen als diejenigen, die die App nicht benutzen. Die SwissCovid App kann somit einen wichtigen Beitrag zur Unterbrechung von Übertragungsketten und somit zur Bewältigung der Pandemie leisten. Mehr dazu unter UZH News und in diesem Video.

 

Wer hat nach einem Monat Antikörper?

Wir fanden heraus, dass nur bei etwa 85% der Personen, welche sich seit August 2020 mit dem Coronavirus angesteckt haben, innerhalb eines Monats Antikörper gegen das Coronavirus nachgewiesen werden konnten. Insbesondere Personen mit milderer Erkrankung hatten weniger häufig Antikörper im Blut. Es ist aber davon auszugehen, dass noch andere Faktoren des Immunsystems - beispielsweise T-Zellen - eine wichtige Rolle in der Immunabwehr gegen das Virus spielen. Mehr dazu finden Sie in diesem News Beitrag und in diesem Video.

 

Wie viele Personen leiden an Langzeitfolgen der Coronavirus-Infektion?

Mit unserer Studie konnten wir zeigen, dass unter den Personen, welche sich zwischen Februar und August 2020 mit dem Coronavirus angesteckt haben, insgesamt 26% sich noch nicht wieder zurück bei Ihrer gewohnten Gesundheit fühlen. Mehr als die Hälfte (54%) klagten über anhaltende Müdigkeit und 26% zeigten depressive Symptome sechs Monate nach der Infektion. Dieses Thema hat auch eine grosse Resonanz in den Medien gefunden (z.B. Tagesanzeiger, NZZ, SRF). 

Nachtrag 12.10.2022: Die Ergebnisse dieser Studie finden Sie hier