Corona Immunitas: Aktuelle Ergebnisse

30.08.2023

Corona Immunitas Zurich

Testphasen 5 und 6: Daten zur Seroprävalenz und Ausmass der Immunität

Die 5. und 6. Testphase von Corona Immunitas fanden in den Kantonen Zürich, Tessin und Waadt (nur Phase 6) im März 2022 und Juni/Juli 2022 statt. Zusätzlich zum Antikörpertest führten wir Neutralisationstests gegenüber dem Wildtyp sowie die für die Schweiz relevanten Varianten (inklusive Omikron) durch. Neutralisierende Antikörper binden an diejenigen Stellen des SARS-CoV-2 Virus, wo das Virus in menschliche Zellen eindringen kann. Im digitalen Follow-up erhoben wir alle zwei Monate Daten zu Infektionen mit SARS-CoV-2, Symptomen, Impfung und Long Covid Symptomen.

Anfang März 2022 betrug die Seroprävalenz 98% in der Allgemeinbevölkerung, ohne relevante Unterschiede über die Kantone und Altersgruppen hinweg. Die meisten Studienteilnehmenden (92.1%) zeigten hohe Antikörperwerte und wiesen neutralisierende Antikörper auf, 95% gegenüber dem Wildtyp, 91% gegenüber der Delta und 87% gegenüber der Omikronvariante. Diese Werte sprachen rund zwei Monate nach Beginn der Omikronwelle in der Schweiz für eine hohe Immunität in der Bevölkerung. Die Ergebnisse von Phase 5 wurden in der Fachzeitschrift Eurosurveillance veröffentlicht.

Anfang Juli 2022, also nach Ende der ersten grossen Omikronwelle in der Schweiz, fanden wir unverändert hohe Werte der Seroprävalenz und Immunität. 98% der Studienteilnehmenden zeigten Antikörper gegen das SARS-CoV-2 Virus, 94% hohe Antikörperwerte und die meisten Personen wiesen neutralisierende Antikörper gegenüber den Varianten auf (93% gegenüber dem Wildtyp, 91% gegenüber der Delta- und 84% gegenüber der Omikronvariante).  

Von besonderem Interesse war das Ausmass einer Hybridimmunität, das heisst eine Immunität, die durch Infektion(en) und Impfung gebildet wurde. Wir schätzten die Hybridimmunität Anfang Juli 2022 auf mindestens 50% ein. Es zeigte sich ein deutlicher Anstieg der Hybridimmunität zwischen März und Juli 2022. Abbildung 1 zeigt die Resultate im epidemiologischen Kontext der Schweiz.

Abb. 1: Epidemiologischer Kontext in der Schweiz von September 2021 bis Juli 2022 sowie Seroprävalenz und Hybridimmunität in der Bevölkerung der Kantone Zürich, Waadt und Tessin (basierend auf Frei et al et al., International Journal of Epidemiology, 2023; https://doi.org/10.1093/ije/dyad098).

Diese Resultate zur funktionalen und hybriden Immunität in der schweizerischen Bevölkerung nach den Omikron-Wellen zeigten, dass SARS-CoV-2 endemisch geworden ist. Die Ergebnisse von Phase 6 sind hier publiziert.

 

Weitere Ergebnisse:

Zelluläre Immunreaktionen bei Personen mit unterschiedlichem Impf- und Infektionsstatus

Zusätzlich zur humoralen Antwort (Antikörper) eine SARS-CoV-2 Infektion untersuchten wir bei Personen mit unterschiedlichem Impf- und Infektionsstatus mittels eines Tests, dem sogenannten interferon-gamma release assays, auch die zelluläre Antwort, d.h. die T-Zell-Reaktionen auf die Spike-, Mantel- und Nukleokapsid-Proteine. Im März 2022 konnten bei fast allen Teilnehmenden Spike-IgG-Reaktionen nachgewiesen werden, wie dies auch der Fall für die Spike-IgG-Antikörper war, und es gab keine wesentliche Veränderung bis Juli 2022. Im Gegensatz dazu nahmen die T-Zell-Antworten gegen die Mantel- und Nukleokapsid-Proteine bis Juli 2022 deutlich zu, was auf eine virale (Re-)Exposition hinweist. Somit kann dieser Test die Antikörpertests, insbesondere diejenigen für das Nukleokapsid-Protein, ergänzen, da kürzliche Infektionen womöglich zuverlässiger mit diesem interferon-gamma release assays entdeckt werden können und so auch die Hybridimmunität präziser geschätzt werden kann. Den Artikel finden Sie hier.

Zusammenhang von Infektionen mit dem Coronavirus und kognitive Funktionen bei älteren Personen

Ältere Teilnehmende (≥65 Jahre) von Corona Immunitas aus der Allgemeinbevölkerung des Kantons Zürich nahmen an einer Substudie teil und führten zusätzlich standardisierte kognitive Tests durch. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit SARS-CoV-2-Antikörpern aufgrund einer Impfung bessere kognitive Funktionen aufwiesen als Personen mit Antikörpern aufgrund einer Infektion, insbesondere in den Bereiche Sprachverständnis und zeitliche Orientierung. Für Interessierte geht es hier zum ganzen Artikel.

Einfluss von ökonomischen Ressourcen auf die psychische Gesundheit

In einer weiteren Studie untersuchten wir bei 1759 Teilnehmenden den Einfluss von Veränderungen der finanziellen Ressourcen und der Beschäftigungssituation auf die psychische Gesundheit während und nach der zweiten COVID-19-Welle. Die Ergebnisse zeigten, dass anhaltend tiefe finanzielle Ressourcen mit schlechterer psychischer Gesundheit verbunden waren. Bei Studienteilnehmenden, welche die nationale Wirtschaftslage als besorgniserregend wahrnahmen, waren die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit ausgeprägter. Dies unterstreicht den Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Stress und psychischer Gesundheit während der Pandemie. Alle weiteren Informationen zur Studie finden Sie hier.

Seroprävalenz und Risikofaktoren über die Zeit

Diese Studie untersuchte die Seroprävalenz von SARS-CoV-2-Antikörpern und Risikofaktoren für Seropositivität in verschiedenen Schweizer Regionen zwischen Mai 2020 und September 2021. In der ersten Phase der Pandemie war jüngeres Alter der einzige Risikofaktor für Seropositiviät. In späteren Phasen und nach Beginn der Impfkampagne waren höheres Alter, hohes Einkommen, Übergewicht, Begleiterkrankungen und Pensionierung mit höherer Seropositivität assoziiert. Bei Berücksichtigung des Impfstatus waren diese Zusammenhänge jedoch nicht mehr nachweisbar und es gab es keine Unterschiede mehr zwischen den Gruppen. Hier geht es zum ganzen Artikel.

Seropositivität bei Erwachsenen, die mit Kindern zusammenleben

Zudem untersuchten wir in elf Kantonen, ob die Seropositivität von erwachsenen Corona Immunitas Teilnehmenden davon abhängt, dass sie mit Kindern im gleichen Haushalt zusammenleben oder nicht. Die Resultate deuten auf einen Zusammenhang hin, insbesondere bei jüngeren Kindern und mehreren Kindern im selben Haushalt sowie für Männer. Für weitere Informationen geht es hier zum gesamten Artikel.